Sternabert

Sternabert

Donnerstag, 24. Dezember 2015

Eine endentspannte Weihnachtszeit und einen noch besseren Rutsch ins neue Jahr...

...wünsche ich allen Lesern meiner kleinen Anekdötchen!
Leider hatte ich in diesem Jahr noch weniger Raum, um mich in der freien Wildbahn umzutun und so richtig spannende Geschichten zu erleben, in Worte zu fassen und auf dem Blog hochzuladen. Daher hier nochmal eine kleine Auswahl, sozusagen ein Jahresrückblick, mit den besten Momenten im Havelland im alten Jahr 2015.
Die 4 Zwerggänse im Februar haben mich sehr gefreut. Im Dezember kam noch eine dazu...
Lesser white-fronted Goose adult (18.02.´15) Zachow, Bandenburg; Germany
Lesser white-fronted Goose adult male (25.02.´15) Päwesin, Bandenburg; Germany
Lesser white-fronted Goose adult pair (26.02.´15) Wachow, Bandenburg; Germany
Lesser white-fronted Goose adult female (10.12.´15) Roskow, Bandenburg; Germany
Haubenlerchen haben sich wirklich rar gemacht - dieses Bild finde ich besonders schön...
Crested Lark (10.03.´15) Wachow, Bandenburg; Germany
Großtrappen gibt es auch noch im Havelland...
Great Bustard males (27.03.´15) Garlitz, Bandenburg; Germany
Great Bustard males (27.03.´15) Garlitz, Bandenburg; Germany
die Uhubrut an der Landesgrenze zu Sachsen Anhalt...
Eagle Owl family (13.04.´15) Strodehne, Bandenburg; Germany
nicht zu vergessen die zwei offshore Atlantikzieher im Binnenland...
Red Phalaropes, adult male? and adult female (20.05.2015) Gülper See, Brandenburg; Germany
und die männliche Steppenweihe, die über einen ziemlich langen Zeitraum in den Garlitzer Wiesen zu beobachten war und ihr Geschlecht zuerst anhand der Irisfarbe und weitergehend anhand des Mauserverlaufs preisgab...
© Christian Neumann
© Steve Klasan
im August dann ein Odinshühnchen und ein diesjähriger Teichwasserläufer am Gülper See - leider war mein Spektiv zu dieser Zeit kaputt, so dass ich hier nur das Belegfoto des zweiten Vogels vorzeigen möchte - aufgenommen auf wenige Meter durch ein Rohr von ...
Marsh Sandpiper 1st cy (20.08.´15) Gülper See, Brandenburg; Germany
Mitte September eine schöne K2 Möwe, die ich aufgrund der recht dunklen, kontrastierenden Grundfärbung und der zu der Zeit ziemlich langen Handschwingenprojektion auffällig fand und bei der ich anfangs ins Träumen geriet, ob es nicht eine junge Tundramöwe sein könnte - schlussendlich muss man aber davon ausgehen, dass es doch (nur) eine vorjährige Steppenmöwe ist...
presumed Caspian Gull 2nd cy (13.09.´15) Gülper See, Brandenburg; Germany
presumed Caspian Gull 2nd cy (13.09.´15) Gülper See, Brandenburg; Germany
über Schlagschwirl, Karmingimpel und Zwergdommel hatte ich schon berichtet. Und jetzt nehme ich Bezug auf die Überschrift und wünsche allen erstmal frohe Weihnachten und dann ein gesundes neues Jahr!
  
Das neue Jahr ist angekommen.
Haben wir uns vorgenommen,
Euch zu wünschen in der Zeit
Glück und Fried und Einigkeit.
Soviel Tröpflein in dem Regen,
Soviel Glück und soviel Segen
Soll Euch Gott der Höchste, geben.
Glückseliges neus Jahr!

Zwischen dem Alten
zwischen dem Neuen,
hier uns zu freuen,
schenkt uns das Glück.
Und das Vergangene
heißt mit Vertrauen
vorwärts zu schauen,
schaun zurück. 


Johann Wolfgang von Goethe

Gruß - der Sternabert...



Montag, 19. Oktober 2015

Vokalisation Zilpzalp...

Wie vor einiger Zeit schon angekündigt hat LP, mein Freund und Wegbegleiter in Aserbaidschan  einige seiner Gedanken und Erkenntnisse zu Lautäußerungen von Zilpzalps in Beziehung zu deren etwaigen Unterartstatus zusammengetragen und in Kurzform für meinen Blog zur Verfügung gestellt. Eine zugegebener Maßen spezielle,  jedoch sehr interessante Facette der Vogelkunde, die recht tief in die Materie eindringt...
Viel Vergnügen beim Lesen  und reinhören und natürlich mit bestem Dank an den Verfasser!

Der Sternabert...


Vokalisation überwinternder Zilpzalps Phylloscopus collybita in Aserbaidschan

Eine zweiwöchige Reise durch Aserbaidschan führte mich zu einer Reihe Beobachtungen von offensichtlich überwinternden Zilpzalps. Um welche Unterart oder Art handelt es sich hier, in diesem recht wenig erforschten Bereich Europas?
Zunächst sollte man sich über die in Frage kommenden Unterarten bewusst sein:
collybita
abietinus
tristis
brevirostris
caucasicus
menzbieri

sowie das mittlerweile separierte Taxon
lorenzii

Auffällig war, dass schon der erste bemerkte Zilpzalp anders als die in Mitteleuropa vorkommenden collybita rief. Sehr oberflächlich gehört klang der Ruf wie für tristis beschrieben „hiit“. Ein genaueres Hinhören offenbarte allerdings einen leichten, aber deutlich zu hörenden Abfall der Tonhöhe am Ende des Rufes.
Äußerlich wirkte das Individuum fahler und weniger grünlich als die Nominatform, mit einem deutlichen und breiten, beigefarbenen Überaugenstreif.
Die große Überraschung zeigte sich im Verlauf der Reise dadurch, dass alle beobachteten Individuen gleich, bis beinahe gleich riefen.
Auch jeder einzelne Vogel rief den gleichen Ruf über die Beobachtungsdauer permanent und ohne große Variation. Daher liegt der Verdacht nahe, dass es sich bei den Rufen um einen voll ausgebildeten Ruf, gegenüber einem noch zu erlernenden, dadurch variierenden Ruf aus der Jugendphase handelt (Bsp. Abb. 8).

Zilpzalps waren regelmäßig (v.a. in Gewässernähe), aber nicht allzu häufig, anzutreffen.
Von sechs Vögeln konnten Belege angefertigt werden. Davon fünf mit Tonaufnahmen und drei mit Foto sowie Tonaufnahmen vom selben Individuum:

I. Şirvan (Ton, Beschreibung: Lukas Pelikan), 17. Januar
   


olivbraune Tönung von Rücken, Mantel bis Nacken
schmutzige Unterseite
prominenter (deutlich abgesetzter) beiger Überaugenstreif, hinter dem Auge wie vor dem Auge breit, d.h. vor dem Auge nicht zusammengekniffen

II. Machmudchala (Foto: Michael Heiß), 17. Januar
   

ähnlich I, dunkel olivbraune Tönung von Rücken, Mantel bis Nacken mit deutlicher Präsenz von oliv
prominenter (deutlich abgesetzter) beiger Überaugenstreif
helle einheitlich weißliche Unterseite
Schnabel schwarz, basal schwach orange Aufhellung am Oberschnabel bis etwa zu einem Viertel der Schnabellänge

III. Nərimanabad Damm (Ton, Foto: Steve Klasan), 18. Januar
   


hellerer bräunlicher Mantel bis Scheitel, mit olivgrüner Färbung über Schulterfedern
olivgrüner Saum der Arm- und Handschwingen, sowie Schwanzfedern
rostiger Anflug auf den Ohrdecken
breiter beiger Überaugenstreif
Beine und Schnabel schwarz, mit basal schwach oranger Aufhellung am Oberschnabel bis etwa zu einem Drittel der Schnabellänge
einheitlich helle weißliche Unterseite mit beigen Anflug an den Flanken
gelbe Tönung im Achselbereich, sowie rostral im Überaugenstreif


IV. Nərimanabad Dorf (Ton, Foto: Lukas Pelikan, Michael Heiß), 18. Januar

   


heller graubrauner Mantel, Nacken bis Scheitel mit prominenten Grauton
Olivgrün beschränkt auf Schulterfedern und Schwingensaum
helle, weißliche Unterseite
breiter beiger Überaugenstreif, ohne auffällige Gelbtönung
schwarze Beine und Schnabel, eventuell Aufhellung am Schnabelansatz

V. Ağgöl (Ton: Lukas Pelikan), 20. Januar
   
nicht gesehen
                                 
VI. Mingəçevir (Ton, Foto: Lukas Pelikan), 20. Januar
  


graubrauner Mantel, Nacken bis Scheitel
olivgrüner Ton auf Saum von Schwingen, Schirmfedern und äußere Schwanzfedern; olivgrüner Ton lässt sich auf Mantel stellenweise erahnen (im Feld nicht sichtbar)
helle weißliche Unterseite mit beigen Anflug, sonst eher gräulich
breiter hellbeiger Überaugenstreif mit rostral Gelbton bei genauerem Hinsehen
deutlicher, gelblichweißer Ton im Achselbereich/Alula (deutlicher gelb als im Überaugenstreif)
schwarze Beine und Schnabel mit basal deutlich oranger Aufhellung des Ober- und Unterschnabels bis etwa zur Hälfte der Schnabellänge



Spätestens im Sonagramm angesehen kann man anhand der Rufe typische tristis ausschließen.
Bei einem typischen tristis sollte der Ruf bei etwa 4-4,5 kHz auf gleicher Tonhöhe bleiben und kann am Anfang und am Ende etwas aufsteigen bzw. abfallen (um etwa 300 Hz). Ein Vogel kann allerdings in einer Reihe von Rufen einmalig (oder wenig mehr) von einem typischen Ruf abweichen.
Die hiesige Unterart caucasicus äußert einen ganz ähnlichen Ruf, der teilweise kaum vom tristis-Ruf unterscheidbar ist. Auch brevirostris, menzbieri und lorenzii haben ähnliche Rufe, die mit denen der Vögel in Aserbaidschan aber alle keine hundertprozentige Übereinstimmung zeigen.


 Abb. 7: Taigazilpzalp (ssp. tristis), 17. Mai, Kasachstan (Ton: Ralph Martin) 
  
 
Die Gefiedermerkmale der fotografierten Vögel schließen ebenso lorenzii durch das Vorhandensein von Olivgrün im Gefieder und einem nicht rein weißen Überaugenstreif aus. Vielmehr zeigen sie Merkmale, die vollkommen auf collybita zutreffen können (wie II) bis zu Übergangsmerkmalen zu tristis und Merkmalen, die auf einen (nicht-klassischen) tristis passen können (wie IV).

Auf der Suche nach treffenderen Übereinstimmungen der Rufe gelangte ich zu diversen Veröffentlichungen mit dem sogenannten „sweeoo“-Ruf.
Auffällig hierbei ist, dass alle Rufaufnahmen, die genau den gleichen Frequenzverlauf hatten, auch aus dem potenziellen Überwinterungsgebiet (wie z.B. Israel, Oman) der östlichen abietinus bzw. „fulvescens“ kommen.
Weiterhin sind diese Ruftypen bekannt aus Herbst-Invasionen in Finnland und Estland, wo sie nicht alljährlich aber teilweise in beachtlichen Größenordnungen auftreten, d.h. scheinbar die Mehrheit der dortigen Zilpzalps diesen Ruftyp aufweisen.
Antero Lindholm beschreibt diese als solche, die einen zunächst aufsteigenden und dann einen absteigenden Teil besitzen, wobei der Startpunkt höher ist, als der Endpunkt im Frequenzverlauf. Der in Aserbaidschan gefundene Ruftyp entspricht dem Typ H2 seiner Publikation (s.u.).
In Hannu Jännes CD „Calls of Eastern Vagrants“ taucht dieser Ruftyp als „östlicher abietinus“ deklariert auf; aufgenommen im August in Uusimaa, Finnland. Hier wird erwähnt, dass diese Rufe auf dem Herbstzug in Westeuropa und Griechenland und von Durchzüglern und Überwinterern in Israel geäußert werden und wohl den östlichen abietinus zugeordnet werden können.
Weitere Individuen mit diesem Ruf tauchten invasionsartig in Spanien im Winter auf.

Das große Problem ist einerseits, dass viele schriftliche Beschreibungen der alternativen Rufe (vor allem in älteren Publikationen) nicht weiterhelfen und so auch nicht ausgewertet werden können, da sie ohne die hörbare Tonaufnahme oder ein Sonagramm zu viel Raum für Interpretationen lassen, und andererseits – und das ist der wichtigste Punkt – dass viele verschiedene Rufe in der Vergangenheit als „sweeoo“-Ruf deklariert wurden, obwohl sie sich teilweise unterschiedlich anhören und sich deutlich im Sonagramm unterscheiden. Verschiedene Autoren nehmen Bezug auf „den sweeoo-Ruf“, obwohl sie eine (teilweise leicht) veränderte Variante behandeln.

Das Team von The Sound Approach hatte 2006 den „sweeoo“-Ruf (oder „wheeo“) als einen Jungvogelruf erklärt. Nach deren Auffassung äußern Vögel in einem bestimmten Entwicklungsstadium der Ruferlernung einen solchen Ruf  auch noch auf dem Wegzug.
Das stimmt natürlich bei den von ihnen behandelten Tonaufnahmen, jedoch zeigen die Rufe in Aserbaidschan alle keine Variation innerhalb der Ruffolge (also typisches Jungvogelmuster) – und weitere Vögel aus dem Nahen Osten und der groben Region ebenfalls nicht; genauso wenig wie die Aufnahme von Hannu Jännes CD.

Abb. 8: Zilpzalp, Jungvogel, 30. Juli, Deutschland (Ton: Ralph Martin)
  
 
Bei weiterer Recherche fanden sich zahlreiche weitere Lautäußerungen, die nicht auf das typische Jungvogelmuster passten, aber sich deutlich von den in Aserbaidschan geäußerten Rufen unterscheiden und immer wieder wiederholt auftreten. Diese werden hier aber nicht weiter behandelt. Teilweise wurden schon einige in Publikationen als „sweeoo“-Ruf behandelt.

Ob es sich womöglich um eine eigene Population handelt, die einen tristis-ähnlichen-Ruf hat und vorrangig von südlich des Großen Kaukasus über den Nahen Osten bis hin zum Oman überwintert, also dadurch die Anfangsthese von Hannu Jännes bestätigt, ist nicht klar und muss noch durch weitere Forschungen, vor allem an Brutvögeln bzw. auch singenden Individuen auf dem Durchzug, bewiesen oder widerlegt werden.
Hinweise gibt es durch Mitschnitte in Westrussland aufgenommener Brutvögel, die diesen Ruftyp äußern.



Festhalten sollte man: Es besteht bei sehr gräulichen Individuen eine Verwechslungsmöglichkeit mit „echten“ Taigazilpzalps (ssp. tristis), da diese Rufe im Feld ohne Referenz sehr ähnlich dem flachen Frequenzverlauf des tristis-Rufes klingen können – vor allem aus der Entfernung. Auch die weiteren hier nicht behandelten Rufe können mit tristis-Rufen verwechselt werden.
Und: Die abnormalen Rufe von Zilpzalps wurden in der Vergangenheit offensichtlich über einen Kamm geschert und, trotz teilweise großer Differenzen, gleich behandelt und bewertet – obwohl sich ein divergentes Auftretensmuster bei zumindest einem Typ andeutet.


Summary:
In Azerbaijan in winter 2015 we encountered many Chiffchaffs which all called persistently. All had the exact same call and no one had significant variation within the call itself. Therefore a juvenile call that shows plasticity seemed unlikely as an explanation.
My conclusion is, the so-called and much discussed ‚sweeoo call’ has been lumped together with several different vocalisations which each have different but consistent appearances seasonally and partly also geographically. Several ‚variants’ of the ‚sweeoo call’ are already described in different papers, some referring to a different one respectively.
The exact match of the in Azerbaijan recorded call was found in the invasion years in Finland and Estonia, Spain in winter and especially also wintering in Oman and Israel.
A breeding bird in West Russia uttering this call indicates an origin of this call farther north, presumably in Volga area, thus supporting a thesis that this call is typical for eastern abietinus.
But further studies are needed to explain the full vocabulary and its use of Chiffchaffs especially of the eastern populations.


Literaturhinweise:
Copete, J.L & Armada, R. 2004: Unusual calls of Chiffchaffs Phylloscopus collybita in NE Spain in autumn-winter: an alert to Spanish observers http://www.rarebirdspain.net/arbsi026.htm
Lindholm, A 2014: Occurrence of the alternative call of Common Chiffchaff in Finland and Estonia
Constantine, M & The Sound Approach 2006: The Sound Approach to birding
Christen, W 2012: Abweichende Rufe beim Zilpzalp Phylloscopus collybita im Großraum Solothurn

Montag, 29. Juni 2015

Zwergdommel, Blaukehlchen, Karmingimpel und co...

Hallo liebe Havelauenfans, ich habe es in diesem Frühjahr leider nicht all zu oft an den Gülper See geschafft. Dennoch sind mir im Mai und Juni einige sehr schöne Beobachtungen gelungen. Neben den hier schon berichteten Sachen, gab es in diesem Jahr erstaunlich viele singende Blaukehlchen (Luscinia svecica) an verschiedenen Stellen im Gebiet, die in einigen Fällen auch von weiteren Beobachtern gemeldet wurden. Am 24.05. und auch noch an anderen, folgenden Tagen, sang am Nordufer ausdauernd ein Schlagschwirl (Locustella fluviatilis). Ebendort und leider nur an diesem einen Abend, hatte ich das Glück, zwei Zwergdommelhähne (Ixobrychus minutus) bei ihrem Balzduett belauschen zu können. Nicht ganz alltäglich in den an und für sich für diese Art recht prädestiniert wirkenden Schilfbeständen im nord-westlichen Bereich des Gülper Sees.
Gülper See North - West, Brandenburg; Germany
Am nächsten Tag flogen dirkt vorm Turm am Südufer laut rufend 10 Weißbartseeschwalben (Chlidonias hybridus) vorüber und konnten später mitten auf dem See bei der Nahrungssuche beobachtet werden.
foggy Havel, Gahlbergs-Mühle, Brandenburg; Germany
Am nebligen Morgen des 16.06. (das obige Bild stammt vom Abend davor) pfiff mir beim Kaffeegenuss ein vorjähriges Karmingimpelmännchen (Carpodacus erythrinus) sein freundliches "nice to meet you" entgegen. Der kleine Kerl ließ sich auch kurz im Spektiv anschauen und war nach ca. eineinhalb Stunden Gesangsperformance wieder verschwunden.
Common Rosefinch, 2nd cy male (16.06.0215) Gahlbergs-Mühle, Brandenburg; Germany
An diesem Tag auch ein mutmaßliches Silberreiherpaar (Casmerodius albus) im Prachtkleid am Südufer des Sees, mit Schmuckfedern, schwarzen Schnäbeln und bunten Unterschenkeln. Der rechte Vogel auf dem ersten Bild trägt übrigens kein Holzbein ;)
Great Egrets, breeding plumage (16.06.2015) Gülper See, Brandenburg; Germany
in diesem Sinne
Gruß - Bert...

Donnerstag, 25. Juni 2015

Sturmmöwen: Unterartbestimmung auch in Deutschland möglich?

Hallo liebe Leute,

heute soll es mal wieder etwas tiefer in die Materie gehen. Seit einiger Zeit fragen sich mein Freund SK und meine Wenigkeit, ob es hierzulande im Feld prinzipiell möglich ist, in Winteransammlungen von Sturmmöwen russische Exemplare der Unterart heinei sicher dingfest zu machen. Das Verbreitungsgebiet dieser Subspezies schließt im Osten an das der Nominatform an und erstreckt sich etwa von der Kanin-Halbinsel bis zum Lena-Fluss, also übers zentrale Nordasien. Es gab in der Vergangenheit in Deutschland einzelne Ringablesungen, die belegen, dass "Russian Common Gulls" im Winterhalbjahr in unseren Breiten auftauchen. Möglicherweise ist deren Präsenz sogar stark unterschätzt und deshalb möchte ich an dieser Stelle versuchen, relevante Bestimmungsfeatures zur Abgrenzung von Larus canus canus zusammenzutragen. Praktisch soll dies mit Bildern von wahrhaftigen heinei Sturmmöwen untermauert werden, die Steve während unserer Tour nach Aserbaidschan in deren angestammtem Überwinterungsgebiet am Kaspischen Meer angefertigt hat. Heinei Sturmmöwen sind ob ihrer östlichen Herkunft i.d.R. recht groß und langflüglig. Adulte Tiere haben dunkles, eher gräuliches, denn bläuliches Mantelgefieder, im Vergleich zu canus zu einem höheren Prozentsatz helle Iriden und oft "buntere" und größere/längere bare-parts, sprich Schnäbel und Beine. Ihre Körperhaltung erscheint zumeist "waagerecht" und sie lassen im Gegensatz zu "unseren" Stürmern oft leger ihre Flügel hängen.
heinei Common Gulls (01.2015) Besh Barmag; Azerbaijan
Im Flug fiel bei den heinei Möwen am Besh Barmag ein sehr hoher Schwarzanteil in den Handschwingen auf. Ihre Apikalspots waren gemeinhin ziemlich klein, die 3 äußeren HS(10-8) auf den Außenfahnen ganz überwiegend (fast) bis zu den Handdecken schwarz. Bei canus läuft die Schwarzfärbung auf HS8 normalerweise bis zur Hälfte der Strecke aus, höchstens aber bei ca. 70%. Auf HS7 zog sich der Schwarzanteil auf der Außenfahne bei den heinei Möwen am Kaspischen Meer zusätzlich noch bis auf ungefähr 3/4 der Strecke bis zu den Handdecken (bleibt bei canus zumeist unter der Hälfte). Auf HS6 war der schwarze Keil bei den anwesenden heineis eher variabel, zog sich proximal oft bis etwas über die Hälfte der Distanz bis zu den Handdecken, blieb aber bei einigen Individuen auch deutlich darunter. Auf HS5 befand sich in jedem Fall ein durchgängiges, breites, schwarzes Subapikalband, ähnlich wie bei Mittelmeer- oder Steppenmöwen. Einige Vögel in Aserbaidschan hatten sogar schwarze Markierungen auf den Innen- und Außenfahnen von HS4.
Primary-pattern of adult heinei Common Gull (01.2015) Besh Barmag; Azerbaijan © Steve Klasan
Primary-pattern of adult heinei Common Gull (01.2015) Besh Barmag; Azerbaijan © Steve Klasan
Primary-pattern (underwing) of adult heinei Common Gull (01.2015) Besh Barmag; Azerbaijan © Steve Klasan
Primary-pattern of adult heinei Common Gull (01.2015) Baku; Azerbaijan © Steve Klasan
Primary-pattern (underwing) of adult heinei Common Gull (01.2015) Besh Barmag; Azerbaijan © Steve Klasan
Primary-pattern of adult heinei Common Gull (01.2015) Baku; Azerbaijan © Steve Klasan
Auffällig war ein gewisser (Geschlechts?)Dimorphismus bei den nebeneinander stehenden östl. Sturmmöwen, was eine sichere Ansprache von heinei, sagen wir mal nicht "klassischer", kleinerer Tiere, in unseren Breiten unmöglich machen dürfte. So können doch auch nominate canus Möwen einzelne, oder mehrere der aufgezählten Merkmale von heinei aufweisen und gerade Männchen auch recht groß werden. Daher ist bei der ID nach wie vor Vorsicht geboten und eine kritische Überprüfung der Merkmalskombinationen unverzichtbar. Bei langflügligen Jungvögeln im fortgeschrittenen 1. Winter mit unvermauserten Flügeldecken, einzelnen Jugendkleidfedern im Mantel und einer gewissen Körpergröße, könnte man ggf. eine östliche Herkunft vermuten, doch ist es auch hier ratsam, nur eine Tendenz zu geben, denn auch spät brütende norwegische canus Möwen können im Februar noch so einher kommen. Der ganz überwiegende Teil der Jungmöwen in Aserbaidschan sah Ende Januar so aus.
1st Winter heinei Common Gull (01.2015) Caspian-coast, Besh Barmag; Azerbaijan © Steve Klasan
1st Winter heinei Common Gull (01.2015) Caspian-coast, Besh Barmag; Azerbaijan © Steve Klasan
1st Winter heinei Common Gull (01.2015) Caspian-coast, Besh Barmag; Azerbaijan © Steve Klasan
heinei Common Gulls (01.2015) Besh Barmag; Azerbaijan © Steve Klasan
heinei Common Gulls (01.2015) Besh Barmag; Azerbaijan © Steve Klasan
Und nun noch ein m.E. klassischer adulter heinei Kandidat vom 13.02.2014 aus Deutschland, genauer aus Berlin, von der Greenwichpromenade am Tegeler See. Fotografiert und mir zur Verfügung gestellt von Winfried Scharlau. Auf dem letzten Bild zum Vergleich eine canus Sturmmöwe vom gleichen Tag, ebendort.
adult heinei Common Gull (02.2014) Berlin; Germany © Winfried Scharlau
adult heinei Common Gull (02.2014) Berlin; Germany © Winfried Scharlau
adult canus Common Gull (02.2014) Berlin; Germany © Winfried Scharlau
Eine detailliertere, auf wissenschaftlichen Fakten aufgebaute Arbeit über dieses spannende Thema ist wohl in Arbeit und wird demnächst veröffentlicht (Anfang 2016 in "Dutch Birding" von Peter Adriaens). Ob sich die feldornithologische Situation aufgrund dieser dann verändert, bleibt abzuwarten...

Gruß - der Sternabert...

Mittwoch, 3. Juni 2015

Geschlechtsbestimmung Steppenweih...

Hallo liebe Weihenfans, die vorjährige Steppenweihe hält sich noch immer im Gebiet um den Buckower Beobachtungsturm auf und wurde dort in der Zwischenzeit schon von einigen Leuten gesehen. Überdies ist die Frage nach dem Geschlecht des grazilen Vogels aufgekommen. Aus diesem Grund und weil einige gute, aussagekräftige Bilder gemacht wurden, möchte ich hier kurz ein paar Erläuterungen zum Thema anbringen. Die anfänglichen Sichtungen ließen vorerst nur eine Artdiagnose zu, wie schon im letzten Post beschrieben. Da Steppenweihen i.d.R. etwas später mausern als Wiesenweihen, hatten wir es mit einem weitgehend im ausgeblichenen Jugendkleid befindlichen Vogel zu tun. In diesem Alter, sprich im Frühjahr des zweiten Kalenderjahres, ist eine Geschlechts-ID bei frei fliegenden Tieren immer noch nur über die Irisfarbe möglich. Die Iriden der Männchen färben schon sehr früh um, sind anfangs gräulich, später gelb - die der Weibchen bleiben noch länger dunkel braun. Im Feld wird eine korrekte Bestimmung der Irisfarbe allerdings oft erschwert, da der Überaugenwulst (Torus supraorbitalis) aus vielen Blickwinkeln einen Schatten über das Auge werfen kann. Das erste stichhaltige, wunderbare Belegbild zum Sexing in unserem Fall gelang C.N. am 27.06. Auf seiner Aufnahme observiert die Weihe den Luftraum über sich und die gelbe Irisfarbe ist einwandfrei zu erkennen, einzelne große Hand- und Armdecken fehlen schon.
Pallid Harrier, 2nd cy male (27.05.2015) Buckow, Brandenburg; Germany © Christian Neumann
Im Vorfeld hatte I.R. schon einmal gelbe Augen bei dem Vogel erkannt. Seine ersten inneren HS hatte der Weih ja schon am 19.05. beim initialen Treffen mit mir abgeworfen, später folgten noch weitere und zum jetzigen Zeitpunkt sind die inneren 5 abgeworfen, wobei die innersten 2 schon wieder neu sind und mit ihrer grauen Färbung nun auch gefiederspezifisch eine Bestimmung als Männchen zulassen. Die Unterflügeldecken, die Rücken- und die Körperfedern sind zwar stark ausgeblichen aber ganz überwiegend, bis auf eine neue, dunkel gebänderte Unterhanddecke, noch immer unvermausert, bzw. abgeworfen. Die brandneuesten und  wie immer sehr schönen Bilder stammen von meinem Freund S.K., der sich heute zusammen mit dem ebenfalls geschätzten Herrn L.P. die schöne und in diesem Kleid in unseren Breiten selten zu sehende Weihe zu Gemüte führte.
Pallid Harrier, 2nd cy male (03.06.2015) Buckow, Brandenburg; Germany © Steve Klasan
Pallid Harrier, 2nd cy male (03.06.2015) Buckow, Brandenburg; Germany © Steve Klasan
Pallid Harrier, 2nd cy male (03.06.2015) Buckow, Brandenburg; Germany © Steve Klasan
Gruß - der Sternabert...