Sternabert

Sternabert

Freitag, 20. Juni 2014

Birding Bulgaria (3)...

Nachdem unsere Herrentagsfeier ein jehes, nasses Ende gefunden hatte und die Regengüsse auch über die  Nacht hinweg an- und abschwollen, mussten wir um unser Fortkommen bangen, da die lehmigen Wege oberflächlich aufgeweicht und damit glatt waren wie Schmierseife. Mit einigem Würgen schafften wir es dennoch auf die befestigte Landstraße. Vorher konnten wir unweit unserer Lagerstätte jedoch noch ein aufgescheuchtes Rebhuhn (Perdix perdix) registrieren und einen auf einem kahlen Ast ruhenden Kaiseradler (Aquila heliaca) vortrefflich beobachten. Sehr schön, wollten wir an diesem Tag doch ohnehin das nur einige Kilometer entfernt liegende Imperial Eagle Center in Topolovgrad besuchen.
Kowa TSN 883 - PROMINAR (near Topolovgrad; Bulgaria)
Der erste immature Schmutzgeier (Neophron percnopterus) begegnete uns, neben 2 Adlerbussarden (Buteo rufinus), einem Zwergadler (Hieraaetus pennatus) und nochmal 2 Kaiseradlern auch in der Gegend um Topolovgrad, genauer gesagt am Ortsende von Oresnik. Ebendort wieder eine recht hohe Dichte von mehr als 2 Brutpaaren Isabellsteinschmätzer (Oenanthe isabellina) auf wenigen Quadratmetern.
Isabelline Wheatear (Oresnik; Bulgaria)
Zwischen Hlyabovo und Bakarila sahen wir den ersten sicher anzusprechenden Blutspecht (Dendrocopos syriacus) und die ersten beiden Chukarhühner (Alectoris chukar) der Tour, welche durch ihr Gackern auf sich aufmerksam gemacht hatten und nur durch akribisches Suchen mit dem Spektiv auch visuell von uns dingfest gemacht werden konnten. Ein adulter Habichtterzel (Accipiter gentilis) nutzte die halboffene Landschaft für seine Jagdflüge und viele Rotkopfwürger (Lanius senator) und einige Olivenspötter (Hippolais olivetorum)  hatten sich dieses Habitat als Brutplatz auserkoren. Wir fuhren noch ein Stück, bevor wir, leider im Nieselregen, den Star des Tages ausfindig machten. Einen possierlichen Maskenwürger (Lanius nubicus), in einem Busch direkt am Rande eines an ein kleines Kiefernwäldchen grenzenden Feldes - bilderbuchmäßig sozusagen.
Chukar Partridge (near Bakarila; Bulgaria)
Masked Shrike adult, male (Ljubimez; Bulgaria)
In einer steilen Felswand neben dem Studen Kladenets Stausee fütterten 2 Wanderfalken (Falco peregrinus) ihren Sprössling, auch auf jene wurden wir anfangs nur durch die scharfen Rufe aufmerksam. Übrigens besitzt dieser Studen Kladenets eine recht monströs anmutende Staumauer, zu deren Fuße, das Flußbett entlang, scheinbar auch mehrere Paare Mittelmeermöwen (Larus michahellis) auf einzeln stehenden alten Betonpfeilern zur Brut geschritten waren. Mittlerweile hatte es sich eingeregnet und als wir nahe Potochnista den Geierluderplatz nebst Schutzhütte erreichten, wuchs unsere Hoffnung auf ein trockenes Beobachtungsplätzchen. In dem massiven Steinbau lag allerdings ein schwerer, übler Verwesungsgeruch, so dass wir die ca. 10 Gänsegeier (Gyps fulvus) und einzelne Schmutzgeier nur von draußen kreisend und in einer Felswand sitzend, nicht also direkt am Luderplatz beobachten konnten. Kühl war´s geworden und feucht und unser Tag neigte sich dem Ende zu. Die Zelte waren noch klamm aus der vorherigen Nacht und so beschlossen wir, für die kommende zur Untermiete beim Steinkauz (Athene noctua) Quartier zu nehmen. Direkt am überdachten Treppensteig des Häuschens ein Maulbeerbaum mit süßen Früchten.
LP (and the rest) liked the delicious beer very much!!!
Little Owl was watching us (Potochnitsa; Bulgaria)
Im Garten rief in der Nacht natürlich unser Obermieter sowie eine Zwergohreule (Otus scops). Am nächsten Morgen erwarteten uns Gesangsdarbietungen von Oliven- (Hippolais olivetorum) und Blassspötter (Hippolais pallida), Sperber- (Sylvia nisoria), Klapper- (Sylvia nisoria), Dorn- (Sylvia communis), Nachtigallengrasmücke ( Sylvia crassirostris) und Ortolan (Emberiza hortulana). Unweit von unserer Herrberge stand der adulte Schmutzgeier aus dem ersten Post auf einem Gittermast. Am Vormittag nochmal der Luderplatz und die Karstpyramide von Potochnista, wo neben den Geiern nun auch einige Alpensegler (Tachymarptis melba) kreuzten und dann auf nach Snezhanka mit dem Lift in höhere Lagen...
Vultures bait place and Karst hill (Potochnitsa; Bulgaria)
...hier dann Ringdrossel, Tannenhäher (Nucifraga caryocatactes), Winter- (Regulus regulus) und Sommergoldhähnchen (Regulus ignicapillus), Fichtenkreuzschnabel (Loxia curvirostra), Fahlsegler (Apus pallidus), Felsenschwalbe (Ptyonoprogne rupestris) und der erste Schnee. Nach einem längeren Spaziergang von oben wieder in seichtere Lagen, folgte die nächste feuchte Nacht in der Nähe von Vodata, wo uns abends am wärmenden Lagerfeuerchen ein Sperlingskauz (Glaucidium passerinum) mit seinem Balz- oder Revierruf erfreute. Auf die Rufe des Raufußkauzes (Aegolius funereus) warteten wir vergebens.
Ring Ouzel alpestris adult, male (Snezhanka; Bulgaria)
First snow under my feet
Schaut man sich die gezeigte Ringdrossel (Turdus torquatus), in diesem Fall ein Männchen, etwas genauer an, fällt einem sofort das stark geschuppte Bauch- und Brustgefieder auf. Tatsächlich gibt es 3 geografische Variationen der Art. Bei diesem Vogel handelt es sich, wie im südöstlichen Europa üblich, um T. t. alpestris. In Nord- und Westeuropa tritt die dunkelbäuchige T. t. torquatus in Erscheinung. Die dritte im Bunde wäre T. t. amicorum, die noch weiter südöstlich anschließt, schwarz ist und mit einem vergleichsweise ausladenden weißen Flügelfeld imponiert. Bei den Fichtenkreuzschnäbeln fallen die geografischen Variationen etwas zahlreicher aus und werden zumeist mit dem Ruftyp beschrieben. Im Rilagebirge gelang mir ein mäßiger Mitschnitt der Lautäußerungen eines fressenden und dann überfliegenden Trupps, der am Ende noch Rufe eines Männchens enthält, welches mir im Gegensatz zu den unsrigen eher pink, denn dunkelrot gefärbt erschien und gefühlt auch einen relativ großen, klotzigen Schnabel hatte. Ich vermag es leider nicht, sie einem bestimmten Ruftyp zuzuordnen. Nach E-mail Kontakt mit einem französischen Profi auf dem Gebiet Kreuzschnabelrufe erhielt ich folgende Auskunft:"Those crossbills seem to have all the characteristics to be a new and perhaps/certainly sedentary type".Wie der aufmerksame Leser sicher gemerkt hat, befinden wir uns schon gut 100 Kilometer weiter nordöstlich unserer letzten Lagerstatt, nämlich im Rilagebirge. Nach einer Nacht unweit des berühmten Klosters Rilski Manastir wagten wir den Aufstieg auf die ca. 2300 Meter hoch gelegenen Mattenkämme. Hier und auf dem Weg dorthin, erwarteten uns neben den oben schon erwähnten und noch anderen Vogelarten ein rufendes Steinhuhn (Alectoris graeca), eine vermeintlich der Unterart penicillata zugehörige Ohrenlerche (Eremophila alpestris), ein Steinrötel (Monticola saxatilis), Alpendohlen (Pyrrhocorax graculus), ein immaturer Steinadler (Aquila chrysaetos), Baum- (Anthus trivialis) und Bergpieper (Anthus spinoletta), ein Weißrückenspecht (Dendrocopos leucotos) der Unterart lilfordi und ein fütterndes Paar Halbringschnäpper (Ficedula semitorquata). Der Kamm war leider die ganz überwiegende Zeit in einen kalten Nebel gehüllt, bot jedoch, speziell in den sonnendurchschienenen Minuten, eine gewaltige Atmosphäre.
Rila Monastery
Shepherds cottage (Rila mountain range, Bulgaria)
Rila mountain range © Steve Klasan
Rila mountain range © Steve Klasan
Als wir von unserem von Regen begleiteten Abstieg mehr oder minder durchnässt und erschöpft nach einem fast neunstündigen Marsch wieder den Bus erreichten, zog es uns in die sommerliche Ebene mit Sonnenschein und angenehmen Temperaturen, wo wir an einem Stausee namens Dyakovo-See unser letztes Lager in Bulgarien aufschlugen. Am Feuer wurde es dann nocheinmal äußerst gemütlich bei Brot, Käse, saurem Hering, Knofi, Bierchen und Palaver...

 До скоро!

Mittwoch, 11. Juni 2014

Birding Bulgaria (2)...

Weiter geht´s!
Noch die trocken, mechanisch klingenden mit kurzen Gesangselementen durchstzten Rufe des Balkanlaubsängers im Ohr, erreichten wir die Küstenstadt Pomorie, die in großen Teilen mit ihrem, sagen wir mal, bulgarischen Charme besticht. Der Pomoriesee liegt im Norden der Stadt direkt hinter einem schmalen Strandstreifen zum Schwarzen Meer. Hier kann man vortrefflich schwimmen gehen. Das Wasser ist türkis und nicht viel salziger als das der Ostsee. Komischerweise war der Strandabschnitt während unserer Verweildauer wie leergefegt, wenn es hoch kommt vielleicht 10 Leute weit und breit. Aber eigentlich galt unsere besondere Aufmerksamkeit ja unseren gefiederten Freunden. Stelzenläufer (Himantopus himantopus) und Säbelschnäbler (Recurvirostra avosetta) waren zum Teil schon mit Jungen unterwegs. Die Luft war erfüllt vom Krächzen der Brandseeschwalben (Sterna sandvicensis), die sich hier ebenfalls zur Brut niederlassen. Nicht verwunderlich, dass einzelne Individuen beringt sind.
Pomorie beach
Sandwitch Tern, blue CAD (Pomorie-lake; Bulgaria)
Sandwitch Tern, orange CAN (Pomorie-lake; Bulgaria)
Sandwitch Tern, blue PZ (Pomorie-lake; Bulgaria)
Sandwitch Terns,  © Steve Klasan (Pomorie-lake; Bulgaria)
Fluss- (Sterna hirundo) und Zwergseeschwalben (Sterna albifrons) waren zugegen und auch zwei Weißflügelseeschwalben (Chlidonias leucopterus) überflogen die Lagune. Wir konnten Seeregenpfeifer (Charadrius alexandrinus), Flussregenpfeifer (Charadrius dubius) und Alpenstrandläufer (Calidris alpina) bestimmen, andere kleine Limikolen waren wegen der wabernden Luftschichten allerdings nicht sicher anzusprechen. Auffällig fand ich die geringe Anzahl an Entenarten. Eine Hand voll Schnatterenten (Anas strepera), wenige Tafelenten (Aythya ferina) und noch weniger Stockenten (Anas platyrhynchos) durchschwammen oder durchflogen die Szenerie. Dafür gab es Brandgänse (Tadorna tadorna) und einen schönen Trupp Krauskopfpelikane (Pelecanus crispus) und unsere Möwenliste wurde von jeweils 2 immaturen Dünnschnabel- (Chroicocephalus genei) und Schwarzkopfmöwen (Ichthyaetus melanocephalus) erweitert. Direkt am Spülsaum des Sees steht ein vogelkundlich orientiertes Besucherzentrum mit netter Besetzung und großzügig überlassener deutscher Bestimmungsliteratur aus den Händen eines renomierten brandenburger Ornithologen im Inventar.
Wir fuhren noch ein Stück, um das Gebiet nocheinmal von Norden her zu durchstreifen. An den kleineren, schilfbestandenen von Äckern und Weinstöcken eingefassten Teichen trafen wir auf Grau- (Ardea cinerea), Purpur- (Ardea purpurea), Nacht- (Nycticorax nycticorax), Seiden- (Egretta garzetta) und Rallenreiher (Ardeola ralloides). Die ersten Rotflügelbrachschwalben (Glareola pratincola) flogen vorüber und ein eher unerwarteter, geschwächter Gast hielt sich in der Nähe von einem Trupp Höckerschwäne auf - eine adulte Rothalsgans (Branta ruficollis). Ebenfalls verletzt oder geschwächt ein Kampfläufer (Philomachus pugnax). Am Nachmittag war mein Sonnenbrand perfekt und wir suchten uns ein Nachtlager auf einer Hügelkuppe kurz vor Dimchevo mit Blick auf ein kleines mit Schilf bestandenes Teichgebiet und einen Teil des Mandrenzko Sees.
Squacco Herons (Pomorie; Bulgaria)
Ustie na reka Izvorska (Burgas;  Bulgaria)
Hier wieder ein Ziegenmelker, die ersten Moorenten (Aythya nyroca), ein Schlagschwirl (Locustella fluviatilis) und der einzige, im ersten Teil schon erwähnte, Seeadler der Reise. Am nächsten Morgen beim Frühstück meldete sich die Zwergdommel (Ixobrychus minutus), die auch schon in der Nacht ihr leises Bellen erklingen ließ. 5 Schwarzstörche (Ciconia nigra) kreisten über dem auf den Bildern zu sehenden Waldstück, wo auch ein Baumfalke (Falco subbuteo) nach Großinsekten jagte. Ebenfalls 5 Zwergscharben (Phalacrocorax pygmeus) trockneten ihr Gefieder auf einem dürren Ast am Zufluss des Pfuhls. Der Hammer waren ca. 190 Rosapelikane (Pelecanus onocrotalus), die erst am Horizont über Burgas auftauchten, später in einem kleineren Trupp in geringer Höhe direkt über unseren üppig gedeckten Frühstückstisch geflogen kamen. Riesen Tiere, das kann man sagen.
Great White Pelicans (Burgas; Bulgaria)
Great White Pelicans,  © Steve Klasan  (Burgas; Bulgaria)
Einen Tag wollten wir noch am Meer verbringen. Sozopol ist ein etwas südlich von Burgas gelegenes beschauliches Städtchen. Vorgelagert findet sich eine Insel, auf der um die 60 Mittelmeermöwenpaare brüten. Nach einem kurzen Abstecher an die Stautreppe des Mandrenzko Sees, wo ich, durch ihre Rufe aufmerksam geworden, ein Paar Beutelmeisen (Remiz pendulinus) am Nest beobachten und ein kleines Fußbad nehmen konnte, verhandelten wir im sozopoler Hafen eine Überfahrt auf die Möweninsel. Vorweg nahmen wir ein gediegenes Mittagsmahl, bestehend aus gegrilltem Fisch an gebackenem Gemüse und Tintenfischsalat in äußerst vornehmem Ambiente. Rötelschwalben inclusive.
Red-rumped Swallow (Sozopol-harbour; Bulgaria)


Red-rumped Swallow, © Steve Klasan  (Sozopol-harbour; Bulgaria)
Yellow-legged Gull, adult © Steve Klasan (Sozopol; Bulgaria)
Yellow-legged Gull, adult © Steve Klasan (Sozopol; Bulgaria)
Auf der Insel wirklich ausschließlich Mittelmeermöwen, jedoch auch ein Austernfischer (Haematopus ostralegus), sowie einige Krähenscharben (Phalacrocorax aristotelis) - gut für die Liste. Abends am Strand von Primorsko noch Zwergstrandläufer (Calidris minuta) und ein scheinbar weiblicher Sichelstrandläufer (Calidris ferruginea) im Prachtkleid, sowie süße Träume unterm Schenktisch der leider noch geschlossenen Strandbar. Das Bild stammt natürlich vom Morgen danach.
Little Stint, breeding-plumage (Primorsko-beach; Bulgaria)
Nach dem Aufstehen Kaffee und eine Wanderung im Ropotamo Nationalpark mit Balkanmeise (Parus lugubris), Halbringschnäpper (Ficedula semitorquata) und Zaunammer (Emberiza cirlus), leider ohne Zippammer (Emberiza cia). Ein letztes Bad im Schwarzen Meer und ab, Richtung Südwest einige Stunden durch Niemandsland und über bucklige Pisten. Intermittierend noch ein kurzer Stop im Krämerladen - es war ja schließlich Herrentag...
Ascension Day with bonfire and beer but without Waldi
 ...und Waldi durfte nicht mitfeiern. Dafür haben uns ein paar Goldschakale ein Ständchen gejault, ein prächtiges Maskenschafstelzenmännchen (Motacilla flava feldegg) exerzierte am Spülsaum des Teichs umher und ein Steinkauz suchte unsere Nähe. Für unseren Aufpasser gab´s am nächsten Morgen natürlich noch ´nen fetten Wurschtzippel.

Demnächst wird es bergig...