Sternabert

Sternabert

Donnerstag, 27. Dezember 2012

Grüße zum Jahreswechsel...

Fahr wohl, du altes Jahr mit Freud und Leiden!
Der Himmel schenkt ein neues, wenn er will. 
                                                     Annette von Droste-Hülshoff 


Allen Leserinnen und Lesern meiner Zeilen wünsche ich einen guten Rusch und ein erfülltes neues Jahr 2013!
Prost - Bert... 

Donnerstag, 6. Dezember 2012

Gänse in der Havelniederung bei Ketzin

Приветик liebe Leute!

Vor den ersten Ausläufern der russischen Kälte formieren sich die Bless- und Tundrasaatgänse zum Aufbruch gen Westen. Gestern Nachmittag bot sich daher eine atmosphärische Szenerie auf den Feldern und Wiesen direkt an der Havel. Mehr als 11000  Graue Feldgänse gaben sich ein Stelldichein...

Die Gänse hielten sich ausschließlich auf Grünland und abgeernteten Maisäcken auf, auf Winterraps und Getreide fraßen nur versprengte Trupps. Die fulminante Geräuschkulisse wurde noch von Kranichrufen ergänzt, welche von einer noch recht großen Schar von ca. 420 Tieren stammten...
Leider waren die Vögel recht unruhig und wurden desöfteren von entfernt erklingenden Schüssen aufgescheucht. Daher blieb mir bei schwindendem Licht nicht viel Zeit, die Massen genauer durch zu scannen. Somit konnte ich mittenmang nur 2 Weißwangengänse (Branta leucopsis) , eine Kurzschnabelgans (Anser brachyrhynchus) und eine leuzistische Blässgans entdecken.
Da sieht man es mal an einem Positivbeispiel: brechen die Bauern die Krume nicht umgehend nach der Ernte um, so bieten sich hervorragende Nahrungsflächen für unsere gefiederten Freunde aus Nordost. Gleichzeitig sind Ausgleichflächen entstanden, dass sie einzelnen Landwirten (gefühlt) nicht die Haare vom Kopf, oder besser die Saat vom Acker, fressen. Wilde Gänse und Landwirtschaft

Wer sich versuchen möchte, der finde die Kurzschnabelgans...
Einen schönen Winter wünsch´ ich ...



Dienstag, 20. November 2012

In den Wolken...

... etwas abgewandelt hat das glaub´ ich Reinhard Mey mal gesungen. Nun, ich war heute bei schwerem Nebel draußen und hab´ nach den Gänsen in HVL und PM geschaut. Es sind einige im Gebiet (ca. 6000 - 8000), die erfassten Zahlen sind allerdings im unteren Bereich einzuordnen, da in dieser zähen, wabernden Masse nur teilweise alle Vögel zu entdecken waren. Dennoch was für die Seele und irgendwie auch spannend.

Zuerst blitzt in einem Trupp Tundrasaatgänse (A.f.rossicus) eine breite weiße Schwanzendbinde auf. Die locker liegenden, langen, weiß gerahmten Schirmfedern sind auch zu sehen und lassen einen neblig, silbrigen Schimmer erkennen. Als nächstes zeigt uns die Gans ihre typische, gedrungen wirkende Statur mit kurzem Hals, sowie kleinem Kopf und Schnabel. Das Rückengefieder ist recht hell.
Dann nimmt sie eine aufmerksame Haltung an - auch hier wieder typisch und gut srukturell von den rects stehenden Tundrasaatgänsen zu unterscheiden, mit breiter weißer Schwanzendbinde und dunkler hinterer Flanke. Nun noch eine Rufreihe und die Sache ist trotz nebulöser Verhältnisse sicher.


Eine Kurzschnabelgans (Anser brachyrhynchus). Schaut man sich die großflächigen, eckig gerandeten Rückendecken an, kann man sie sogar unter diesen Bedingungen als Alvogel bestimmen.


Es stehen fast artreine Trupps normaler Tundrasaatgänse im Nebel, zwischen denen man beim besten Willen keine "Besonderheit" herauspicken kann, Blessgänse sind in der Regel auch mit von der Partie.
im Fall von A. albifrons hier rechts im Bild eine adulte und eine diesjährige, wie man am Fehlen der Blesse und den rund gerandeten Rückendecken unschwer erkennen kann.


Mit etwas Glück und zur richtigen Zeit taucht aus dem Nichts sogar noch einer meiner Lieblingsvögel, wenn man das so sagen kann, auf.
Ich meine weder die adulte Weißwangengans (branta leucopsis), welche auch ganz hübsch ist, noch die Graugans (Anser anser) in der Bildmitte.
Im Vordergrund schleicht sich eine adulte Waldsaatgans (A.f.fabalis)
durch die Szene. Auf dem rechten bearbeiteten Bild ist ggf. ein dazugehöriger Jungvogel zu sehen, welcher mir im Feld gar nicht aufgefallen ist. Körperstatur und Profil würden passen. Auf dem letzten Foto nochmal der Altvogel, als sich der Nebel etwas verzogen hatte.
Aufgrund der Größe und des Gesamteindrucks möglicherweise ein Männchen.

Nach seinen phänotypischen Merkmalen würde ich den nächsten Vogel als sicheren Kandidaten für einen Hybriden A.f.rossicus x A.albifrons 
ansehen. Unter Berücksichtigung der Form der Rücken- und Flankenfedern, der Bauchfleckung und der angedeuteten Blesse zumindest kein diesjähriger Vogel. Der Schnabel ist zweifarbig fleischfarben/ orange und zeigt dunkle Markierungen, speziell am Unterschabel und einen schwarzen ovalen Nagel. Das sind sowohl bless-, als auch saatgansrelevante Bestimmungsmerkmale, welche hier, nach meiner Ansicht, klar für Mix sprechen. Mit diesem Thema hab´ ich mich hier in einem älteren Post schon einmal auseinander gesetzt.

Schöne Grüße - Bert...

Donnerstag, 15. November 2012

Heller Goldregenpfeifer

Hallo Leute!

Anfang November brach ich mit W.P. in die Uckermark auf, um auch einmal das nordöstliche Brandenburg abzuleuchten. Am Grimnitzsee sahen wir unseren ersten immaturen Prachttaucher der Saison und einige Tauch- und Schwimmentenarten. Im Pulk der Enten fiel uns neben 2 wf. Bergenten ein Vogel besonders ins Auge. Er schwamm separat und entfernte sich nach und nach von den anderen. 
Durch seine Haltung und Färbung, speziell am Kopf und im hinteren Flankenbereich, sorgte er anfänglich kurz für etwas Verwirrung, bei genauerem Hinsehen erkennt man allerdings schnell einige Details wie z.B. Spiegel- und Schnabelfärbung, die eine Bestimmung als Spießerpel in der Mauser zulassen. Männliche Spießenten im Prachtkleid sind filigrane und sehr hübsche Vögel. Auch unser "Aschenputtel" wird im nächsten Frühjahr durch sein Äußeres bestechen.
An den Angermünder Fischteichen konnten wir mit 2 Alpenstandläufern, 2 Dunkelwasserläufern, 1 Kampfläufer, 1 Waldwasserläfer und 1 Kiebitzregenpfeifer noch einige Limikolenarten beobachten. An gleicher Stelle rasteten ca. 1200 Goldregenpfeifer, von denen 1 Ind. durch seine sehr helle Grundfärbung auf sich aufmerksam machte. Mit etwas Glück kann sich in Ansamlungen von europäischen Goldis (Pluvialis apricaria) auch mal ein Tundra/Pazifischer -(P. fulva) oder Prärie/Amerikanischer Goldregenpfeifer (P. dominica) aufhalten. Also erstmal Adrenalin! Dann Feststellung der artkennzeichnenden Merkmale.
Da wir es mit einem JK Vogel zu tun hatten, käme aufgrund der grauen Färbung ohne gelbliche Nuancen am ehesten der Ami Goldi infrage. Diese sind etwas zierlicher und langbeiniger als apricaria und wirken durch ihre lange Flügelprojektion nach hinten hin schlanker und langgestreckter. Unser Vogel zeigte eine recht stattliche Handschwingenprojektion, die aber sowohl im oberen Rahmen für normalen Goldi, als auch im unteren Rahmen für Ami Goldi, bei welchem die Flügelspitzen jedoch normalerweise noch vergleichsweise weit über das Schwanzende überstehen, liegt - fulva fällt, u.a. auch wegen diesem Merkmal, aus der Wertung, da dessen ziemlich kurz geratene Handschwingen i.d.R. größtenteils von den Schirmfedern verdeckt werden. Zuweilen wirkte unser Vogel etwas zierlicher als die umherstehenden Goldis und legte denen gegenüber auch agonistische Verhaltensweisen an den Tag. Auf den Fotos ist er strukturell aber nicht von den anderen zu unterscheiden.
Die Beinlänge war im Feld aufgrund der Bodenwellen, des Lichts und der Entfernung recht schwer einzuschätzen. Die Schnabelstruktur hingegen unterschied sich nicht signifikant, so haben Amis meist eine etwas sperrigere Schnabelspitze. Kopfplatten- und Nackenfärbung erschienen intermediär, nur der weiße Überaugenstreif, als Merkmal pro Ami, ist nicht wirklich prominent. So, nun waren wir immer noch nicht viel weiter, aber irgendwie happy. Zuhause angekommen verglichen wir den Kandidaten bei einem Freuden-Bierchen nochmal mit Vögeln im Netz. W.P. hatte noch eine Videosequenz gedreht, in der der Trupp kurz auffliegt. Diese haben wir anhand von Standbildern analysiert, auf denen man die Unterflügelfärbung unseres Freundes einwandfrei erkennen konnte. Noch ein Bier - die war nämlich reinweiß und nicht im Ansatz grau, wie es sich für einen ordentlichen Ami gehören würde.
Schade eigentlich - nun ja, zumindest ein Beleg für einen aberrant gefärbten Pluvialis apricaria.
Nebenher erfreuten uns noch 26 lautstarke Zwerg- und rund 40 gegen Abend einfallende Singschwäne.
2 Waldsaatgänse (Anser fabalis fabalis) rundeten den entspannten Ausflug letztendlich ab.

Schön war´s...

Freitag, 28. September 2012

Ostfrieslandtrip

Moin Moin Vogelfreunde! Ein Kurztrip nach Emden brachte letzthin folgende Sichtungen und nachhaltige Erlebnisse mit Freunden. Am Dollart, knapp auf deutscher Seite, befindet sich ein schöner Beoturm mit dem trefflichen Namen Kiekkaaste. Wir sahen Rohrweihe und Regenpfeifer, Säbelschnäbler, Enten und Möwen hautnah.

Die subadulte Mantelmöwe (larus marinus)  macht durch ihre klobige Statur, das dukle Rückengefieder und den schweren Schnabel keine größeren Bestimmungsprobleme. Viele adulte Mantelmöwen haben, ähnlich wie Steppenmöwen eine dunkle Iris. Nicht so die Heringsmöwe. Auf dem zweiten Bild sehen wir eine solche. Diese Art unterteilt sich in  Unterarten von denen i.d.R. 3,  graellsii, intermedius und fuscus, in unseren Breiten anzutreffen sind. Wer sich für die Unterscheidug dieser interessiert, kann sich hier etwas belesen.

Im Vergleich zur Mantelmöwe sehen wir bei dem Vogel eine zierlichere Gestalt mit kleinem Kopf und schmalem Schnabel. Die Flügel sind, gerade bei Heringsmöwen, sehr lang und die Beine bei adulten immer quittegelb, was man hier, wegen der Schlickverschmutzung, nicht erkennen kann.

Auf dem letzten Bild ist eine Steppenmöwe in Position geschommen. Diese Art hätte ich am Dollart nicht unbedingt erwartet. Bei uns in Brandenburg dominiert sie die Möwentrupps zur Zugzeit allerdings. Für
Ostfriesland eine schöne Beobachtung. Über´m umliegenden Schilf jagten Sperber und Merlin und zu gegebener Zeit singen hier die Blaukehlchen aus Fast jeder Ecke. Die Feststellung von Bartmeisen ist vom zum Turm führenden Bohlensteg aus eigentlich obligat.


Am Leyhörn bei Greetsiel wurden wir von Gerjet, einem angenehmen Orni vom Ort,  durch das Naturschutzgebiet geführt. Ich entdeckte eine adulte Raubseeschwalbe, die sich zwischen den ca. 170 Löfflern niederliess. Über dem gegenüberliegenden Deich formierten sich Wolken von Alpenstandläufern und direkt am Wegesrand überraschten uns diese illustren Gesellen.

Vier Sumpfohreulen rasteten am Rande der frisch duftenden Strandasterfelder. Dieses Jahr hatte ich schon erstaunlich viele Begegnungen mit dieser seltenen und schönen Eule.
Zur Brutzeit sogar und besonders erfreulich, in heimatlichen Gefilden. Auch ein kleiner Falke erregte unsere Aufmerksamkeit. Da er leider schnell wieder verschwand, gelang mir nur ein Schnappschuss, auf dem er aber ob des Gesichtsausdrucks, seiner
 Schwanzzeichnung, und der kurzen Flügel sicher als Merlin zu erkennen ist. Die bräunliche Gesamtfärbung, sowie die beigen Federränder können auf einen diesjähtigen Vogel hinweisen. Auch Turm und Wanderfalke waren zugegen, letzterer hatte es sicher auf ein paar der schätzungsweise 32000 Alpenstrandläufer abgesehen. Wenige Sichelstrandläufer, Pfuhlschnepfen, einige Sandis, Kiebitzregenpfeifer, Rotschenkel und Knutts flogen in den Massen mit. Nicht so schön war der Fund einer toten Trottellumme. Lebendige Tiere dieser Art sahen wir leider nicht.


Im beschaulichen Greetsiel sicherte eine adulte Silbermöwe lautstark den ansonsten völlig ungesicherten Hafenbereich. Insgesamt konnten wir an 3 Tagen 109 Vogelarten finden und ließen es uns bei Flens, Fisch und Nordseekrabben gut geh´n



Bin dann mal in Schweden!

Es grüßt - Bert...


Montag, 13. August 2012

Augustmöwen für Interessierte

Bei einer erquicklichen Kanutour auf der Ketziner Havel sind mir am Wochenende insgesamt 7 Eisvögel begegnet. Eine Nilgans überflog das Boot und auf Pollern in der Nähe der Ketziner Fähre hielten sich einige Großmöwen auf, die sich vom Kanu aus fotografieren ließen. Die Fotos sind wie immer nicht die besten, aber ich denke für einige Bestimmungsübungen wird es reichen.

K2 Mittelmeermöwe (Larus michahellis), ad. Steppenmöwe (Larus cachinnans) und K1 Mittelmeermöwe (Larus michahellis) 11.08.2012
Im linken Bildteil sehen wir 3 Vögel, die wohlweislich in den Komplex der Großmöwen gehören. Rechts die gleiche Gruppe beim Abflug, sodass man, zumindest bei den unausgefärbten (immaturen) Tieren, die Färbung der Unterflügel zur Bestimmung heranziehen kann. Los geht´s! Möwe Nr.1, von li. nach re., ist ziemlich hell  und zeigt eine geringe Handschwingenprojektion, einzelne Schwungfedern sind allerdings offensichtlich noch im Wachstum befindlich bzw. fehlen, sodass die Flügellänge zur Bestimmung nicht ins Gewicht fällt. Sie hat helle UF, lange Beine, ein weniger fließendes Schnabel-, Kopfprofil mit starkem, stumpf endendem Schnabel, mehr oder minder massigem, rundstirnigem Kopf, sowie eine deutlich abgegrenzte, jedoch ziemlich schmal erscheinende, schwarze Schwanzendbinde. Einige dieser Punkte, sowie das Muster der Schirmfedern und die bunt, z.T. gräulich wirkenden Rücken- und Flügeldecken, sprechen wohl für eine Mittelmeermöwe im 2. Kalenderjahr. Die hellen UF und die insgesamt sehr helle Gefiederfärbung ließen mich anfänglich an eine etwas ungewöhnlich gebaute, dickschnäblige Steppe mit fehlenden äußeren HS denken, können aber halt auch bei michahellis schon in diesem Alter auftreten. Bei der mittig stehenden Möwe müssen wir uns auf strukturelle Merkmale verlassen, denn wir können auf dem Bild weder die HSP, noch die HS-Zeichnung adäquat einschätzen.
ad. Steppenmöwe (Larus cachinnans) 11.08.2012
Allerdings hat auch diese offensichtlich adulte Möwe vergleichsweise lange, blass gelbliche Beine. Das ziemlich klein und dunkel wirkende Auge liegt relativ hoch im Kopf, welcher eher flachstirnig und im Verhältnis zum Körper lütt erscheint. Das Gonyseck wirkt auf dem Foto ein wenig ausladend, ist aber m.E. noch im Rahmen von Steppenmöwen. Der selbe Vogel nocheinmal separat, hier sind ganz schön die langen Flügel mit wenig Schwarz in den HS zu erkennen, auch das Schnabel-, Kopfprofil passt aus der Perspektive wieder blendend. Wir sehen sowohl an der Oberseiten- und SF- zeichnung, als auch am insgesamt recht dunklen Kleingefieder, dass wir es bei Möwe 3 mit einem diesjährigen Vogel zu tun haben.
K1 Mittelmeermöwe (Larus michahellis) 11.08.2012
Sie trägt also ihr Jugendkleid. Richtigerweise muß ich festhalten, dass diese Möwe schon einzelne Mantel- und Schulterfedern eneuert hatte (was man auf dem Foto nur erahnen kann), also schon anfängt, ins erste Winterkleid zu mausern. Sie hat einen durchgängig schwarzen, starken, kurzen und stumpfen Schnabel und ein großes dunkles Feld ums und hinterm Auge. Die basal ungezeichneten äußeren großen Armdecken bilden eine diffuse dunkle Flügelbinde. Ihre UF sind dunkel und die Schwanzendbinde klar abgesetzt und schwärzlich. Silbermöwen zu dieser Zeit in dem Alter haben i.d.R. noch keine Mantel und Schulterfedern erneuert und meist ein Löwenzahnblattmuster auf den SF, eine insgesamt heller erscheinende Oberseite, sowie eine eher diffus abgegrenzte, bräuliche Schwanzendbinde. Steppenmöwen zeigen hingegen einen schlankeren, manchmal an der Basis schon aufgehellten, spitzeren Schnabel, helleres Kopf- gefieder und weniger dunkle UF. Ergo haben wir es mit einer diesjährigen Mittelmeermöwe zu tun.
Noch 2 adulte Möwen als Nachschlag:

adulte Mittelmeermöwe (Larus michahellis) und Larus spec. 11.08.2012

Nicht ganz einfach. Hier kann man allerdings ein paar Mauserkomponenten zur Bestimmung heranziehen. Silbermöwen sind ja, wie oben schon angemerkt, später dran. Die HS werden von innen nach außen, also von "körpernah" nach "körperfern" erneuert. Ich hab´ die Möwen mal entsprechend meiner Bestimmungsherleitung gekennzeichnet. Beide Tiere sind augenscheinlich adult, haben helle Iriden. HS1 - 5 des linken Vogels sind komplett neu und voll gewachsen. HS6 ist im Wachstum befindlich. HS7 fehlt, 8, 9 und 10 sind alt mit ausgedehntem Schwarzanteil und speziell 10 an der Spitze stark verschlissen (deshalb kurz und ohne schwarze Subapikalmarkierung). Der Spiegel auf 9 ist verhältnismäßig klein. Auf 5 befindet sich eine durchgehende schwarze Subapikalbinde. Die langen gelben Beine und das Kopf-, Schnabelverhältnis passen auch ganz gut zu MM. HS1 - 5 der rechten Möwe sind ebenfalls ausgewachsen. 6 und 7 werden noch geschoben. 8 fehlt und 9 und 10 sind alt. 10 ist hier nicht so ramponiert wie bei der anderen Möwe und man kann am re. Flügel schön eine schwarze Binde in der weißen Flügelspitze sehen (abermals auch auf 5 durchgehend). Der Spot auf HS9 ist mäßig ausgeprägt. Wieder lange, gelbliche Beine und ggf. dunkle, angedeutete Augenmaske. Das Rot des Gonysecks dehnt sich noch erahnbar auf den Oberschnabel aus. Sie rangiert ohne Steuer. Was mich etwas irritiert sind sowohl die recht filigrane Schnabelform und die schmal wirkenden  Flügel, als auch die Blässe der unbefiederten Körperteile. Die Form der relativ langen, hellen Zungen auf den Innenfahnen der alten HS passt eigentlich am besten zur Silbermöwe (Larus argentatus). Bei diesem Vogel kann man über Hybrideinfluss spekulieren, sie als Larus (maximus) spec. fliegen lassen, oder nochmal über ihr Alter nachdenken. Nach Einschätzug einiger Möwencracks am wahrscheinlichsten ein Hybrid zwischen Steppen- x Silbermöwe.

Das soll es vorerst gewesen sein - reicht ja auch...

Freitag, 10. August 2012

OVP vs. HVL

Auch Ostvorpommern hat seine Reize, speziell wenn es um Limikolenzug und Badevergnügen in der Ostsee geht. Ich dachte mir, der junge August sei eine gute Zeit und selbst eine mehrstündige Überlandfahrt kann sich ja ganz interessant gestalten. Kurz hinter der Landesgrenze Brandenburgs, in der Nähe von Röbel, kreisten beispielsweise mehr als 58 Schwarzmilane am abendlichen Himmel und auch die Weißstörche sammelten sich in den umliegenden Wiesen schon zu größeren Zugtrupps. Ich kam erst nachts in den Karrendorfer Wiesen an und wurde sogleich von ein paar im Flug rufenden Sichelstrandläufern begrüßt. Am nächsten Morgen erhielt ich dann allerdings ersteinmal ´ne gehörige Dusche zum Wachwerden. Als der Starkregen dann langsam abzog und ich meine Garnitur gewechselt hatte, kam mäßiger böiger Wind auf. Nichtsdestotrotz konnte ich neben Kiebitzen, Gold- und Kiebitzregenpfeifern sowie deren kleineren Verwandten Fluss und Sand, Rot- und Grünschenkeln, Bruch-, Wald- und Dunkelwasserläufern, Alpen-, Sichel- und Zwergstrandläufern, Knutt, Flussuferläufer, Uferschnepfen, Großen Brachvögeln und Säbelschnäblern, auch zwei Sumpfläufer und einen Temminck beobachten. Am Schilfrand brachte eine nasse ad. Wasserralle ihr Gefieder in Ordnung und wurde ab und an mal von einem jugendlichen Vogel besucht.


Hier links ein Flussre- genpfeifer im JK, rechts ein abfliegender, junger Zwergstrandläufer, welche ab Anfang August bei uns durchziehen, nachdem die adulten den Wegzug schon in der zweiten Julidekade eingeleitet haben.
Die zwei Sumpfläufer blieben natürlich auf Distanz, obgleich sie,
dem Aussehen nach, meine Favoriten unter den Limis sind. Temminck- strandläufer sehen etwas unscheinbarer aus, dieser hier rechts gab sich allerdings sehr fotogen.


Am Peenemünder Haken kann man dann gut in der Ostsee baden und danach ausgiebig Vögel beobachten. Bei ablandigem Wind tummeln sich Großmöwen und Seeschwalben auf den freigespülten Sandbänken und meine Limiliste konnte um 5 Sanderlinge, 8 überfliegende und lauthals rufende Regenbrachvögel, Pfuhlschnepfen und Austernfischer erweitert werden. Mehr als 58 Raubseeschwalben sind schon ein Erlebnis. Wer sie einmal rufen hört, wird dieses Geräusch nie wieder vergessen. Neben größeren Zahlen Fluss- und Brandseeschwalben, konnte ich auch noch zwei Trauer-, 3 Zwerg- und 1 dj. Küstenseeschwalbe bestimmen. Zwischen vornehmlich Silber- und Mantelmöwen hielt sich auch eine ad. Steppenmöwe auf.

Vorm Strand schwammen neben ca. 160 Hauben- tauchern und 32 Bergenten auch 1 Rothalstaucher und 5 Prachttaucher, jeweils im JK, umher. Bachstelzen, Goldammern und Stare nutzen die z.T. mit Schilf bewachsenen Spülsäume zur Nahrungssuche.

Im Peenetal bei Murchin liegen Polder, die im Rahmen eines Projektes zum Schutz des Seggenrohrsängers  naturschutzfachlich betreut werden. Auch hier bieten sich gute Rast- und Brutbedingungen für seltene Vogelarten. So flogen ca. 50 Weißbartseeschwalben umher, die z.T. noch ihre Jungen fütterten. Neben den "üblichen" Watvögeln konnte ich, bei leider erneut eher suboptimalen Beobachtungsbedingungen, 2 sehr helle und vom Körperbau eher filigrane, kaum größer als Bruchwasserläufer erscheinende Exemplare ausmachen. Nach kurzem Marsch und etwas Nachsuche stand die Diagnose dann fest - es waren 2 Teichwasserläufer!

Einer der Vögel erweckte den Einruck, dass es sich um ein jugendliches Tier handeln könnte. Nach Recherche bei ornitho.de stellte sich heraus, dass einige Tage zuvor ebendort auch schoneinmal 1 bzw. 3 Individuen dieser Art gesichtet wurden, wobei man die 3er Gruppe als 2 ad. und 1 dj. bestimmte. Im Juni wurde an gleicher Stelle ein Altvogel im PK gemeldet. Das zusammen könnte man ja schon fast als Grundlage für eine Spekulation bezüglich einer möglichen Brut nehmen, denn auch in diesem Jahr wurde die erste Teichwasserläuferbrut für Deutschland in SH bekannt. Nach Angabe eines befreundeten Ornis haben in jenen Poldern in 2012 sogar Stelzenläufer gebrütet. Die letzten Seggenrohrsänger allerdings bedauerlicherweise nur bis 1975.
Nebenbei nahmen 22 Rothirsche im Rudel nicht die geringste Notitz von mir,  nutzten das offene Gelände und ließen sich den frischen Aufwuchs munden.

Freitag, 20. Juli 2012

Möwenexkurs

Auch die Großmöwen geben sich in der Havelaue wieder ein Stelldichein. Zwar ist noch keine enorme Anzahl zu verzeichnen, aber zur z.T. kniffligen Artbestimmung reicht es allemal. Sie fliegen, stehen und schwimmen neben Lachmmöwen, Fluß-, Trauer- und eher selten Weißbartseeschwalben, in verschiedenen Altersklassen umher. Die meisten haben jetzt im Juli ziemlich verschlissene Federn und befinden sich in der Schwingenmauser, was eine korrekte Bestimmung zuweilen erschweren kann. Zusätzlich sollte man davon ausgehen, dass einige der Vögel aus den "Horror"- Kolonien Südbrandenburgs den Weg zum Gülper See gefunden haben und finden werden, die u.U. aus Mischbruten stammen und somit nicht eindeutig bestimmbar sind. Nun aber ersteinmal zu ein paar Möwen vom Wochenende, von denen mir, wie immer durch Digiskopie freihand durchs Spektiv, mäßige bestimmungsrelevante Bilder gelungen sind.

Von Nr. 1 gibt es 2 verwertbare Bilder:

Wir sehen eine adulte Möwe mit hellgrauen Mantelfedern, Armdecken und Schirmfedern, ohne jegliche Brauntönung. Die Schwarzausdehnung auf den Handschwingen fällt vergleichsweise gering aus. Die Spitzenzeichnung von HS 10 ist schlecht einzuschätzen, da sie vermutlich stark verschlissen durch HS 9 verdeckt wird. Auf  der Unterseite des re. Flügels wirkt sie jedoch reinweiß. HS 9 ist mit ihrem großen weißen Subapikalfleck somit momentan die längste HS. Wenn HS 10 neu und ausgewachsen ist, steht sie mit ihrer komplett weißen Sitze  noch etwas über und ist damit für eine recht lange Flügelprojektion verantwortlich.

Das Nackengefieder ist reinweiß und die Beine gräulich-rosa. Soweit ist eine Artdiagnose schon möglich, nimmt man sich jedoch noch etwas Zeit, dann schaut die Möwe auch einmal unter ihrem Flügel hervor. Jetzt erkennen wir sofort das flache Kopfprofil, den matt grau-gelben, geraden Schnabel mit ebenfalls matt rotem, gering ausgeprägten Gonyseck. Außerdem weist der Vogel eine, für ~ 70% der Steppenmöwen (Larus cachinnans) typische, dunkle Augenfarbe auf.

Bei Nr. 2 muß es ohne Kopf gehen:

Nun, diese Möwe wirkt schon etwas kompakter, sie hat ein eher dunkelgraues Rücken- und Flügeldeckgefieder und auch hier können wir keine bräunlich gefärbten Areale mehr erkennen, des Weiteren sind alle Schwanzfedern reinweiß, ohne dunkle Markierungen, sprich, auch diese Möwe ist adult. Sie hat auf dem Bild inetwa die gleiche Flügelhaltung wie Möwe Nr. 1 und wir erkennen eine großflächige Schwarz- zeichnung auf den HS (hier sind übrigens, wie auch oben bei der Steppenmöwe, mauserbedingt nur HS 10 - HS 6 zu sehen). Auf HS 10 befindet sich ein großer weißer Spiegel, welcher von der ebenso 
weißen Schwingenspitze durch ein schwarzes Band abgetrennt ist. Auf HS 9 gibt es hingegen scheinbar keinen weißen Spot. Bei adulten hellmanteligen Großmöwen kommt das in dieser Kombi i.d.R. nur bei Mittelmeer- möwen vor. Diese Diagnose wird  durch die relativ sattgelbe Beinfarbe noch  untermauert. Somit haben wir gerade eine Mittelmeermöwe (Larus michahellis) bestimmt, ohne ihre hellen, gelben Augen mit dem roten Orbitalring und das ausladende rote Gonyseck am eher massigen, stumpfen, tiefgelben Schnabel, jemals gesehen zu haben.
 
Möwe Nr. 3 ist etwas jünger:

Klar, wie wir sehen hat sie komplett bräunlich dunkle HS ohne jedes weiße Abzeichen. Auch die Schirmfedern entsprechen z.T. noch der Generation vom 2. Winter. Die oberen SF wurden schon ersetzt, sind jetzt grau, mit weißem Spitzensaum. Auch viele große und kleine Armdecken sind noch alt.
Wenn man genau hinschaut, erkennt man auf dem Foto auch den Schwanz. Dieser weist noch eine sehr dunkle, fast schwarze, gut definierte Endbinde auf, besteht also größtenteils noch aus Federn der 2. Generation. Die recht kurzen Beine erscheinen in einem hellen Ockerton.
Die Möwe befindet sich nach diesen Merkmalen also im 3. Kalenderjahr. Bei Silber- und Steppenmöwen in diesem Alter kann man auf den 2 äußeren HS-Spitzen  i.d.R. schon die hellen Vorboten der Spiegel erkennen. Auf dem 2. Bild mag man die dunkelgraue Mantelfärbung erahnen. Der kräftige, stumpfe Schnabel ist auch im 3. KJ schon satt gelb gefärbt, hat eine dunkle Spitze und weist ein markantes, schon rötlich schimmerndes Gonyseck auf. Kopfprofil, groß wirkendes helles Auge und der Jizz an sich, sprechen hier wieder mit an Sicherheit grenzender Wahrschein- lichkeit für eine Mittelmeermöwe (Larus michahellis). Anbei rechts im Bild eine adulte Steppenmöwe, die man schon allein an ihrer Haltung, Kopfgröße und Augenfarbe, sowie am Schnabel-, Kopfprofil, sicher erkennen kann. Steppenmöwen haben auch blassgelbe Beine...

                                
                                          Cześć! - El Steppo...